Das Energiemuseum Karlstein

Ein historischer Einblick in die Energieversorgung und Kerntechnik

Das Energiemuseum Karlstein, untergebracht im ehemaligen Informations­zentrum des Versuchsatomkraftwerks Kahl (VAK), bietet Besuchern einen faszinierenden Einblick in die Geschichte der Energieversorgung und Kerntechnik in der Region. Initiiert von ehemaligen VAK – Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen wird es heute von einer engagierten Interessengemeinschaft geführt. Das Energiemuseum ist ein lebendiges Zeugnis der technischen Entwicklungen und Innovationen, die hier ihren Ursprung haben.

 Historischer Hintergrund

Die Geschichte der Energieversorgung in Karlstein reicht weit zurück. Bereits 1902 wurde die Gewerkschaft Gustav zur Braunkohleförderung im Tagebau gegründet, 1904 wurde die Brikettfabrik in Betrieb genommen und ab 1910 übernahm sie die Stromversorgung bis nach Aschaffenburg. Seit 1938 wurde im Kraftwerk Steinkohle verfeuert, und die ehemaligen Braunkohle Tagebaue, die heute mit Grundwasser geflutet sind, dienen alsbald als Erholungs- oder Naturschutzgebiete. Am Kraftwerkstandort RWE Dettingen wurde das Netz bis zum Odenwald und Heidelberg kontrolliert.

Das Versuchsatomkraftwerk Kahl (VAK)

Nur 20 Jahre nach der Entdeckung der Kernspaltung durch Otto Hahn und Lise Meitner wurde das VAK, zwischen 1958 und 1960 von der AEG in Kooperation mit „General Electric“ und „Hoch-Tief“ errichtet. Es war ein Pionierprojekt der Kernenergie in Deutschland. Ab 1961 produzierte es Strom und wurde rein kommerziell betrieben, zu 80% vom RWE und zu 20% vom Bayernwerk. Die weiteren Hauptaufgaben des VAK umfassten die Bestrahlung von Materialproben mit Neutronen für alle RDB der BRD und den Test von Brennelementen. Insgesamt wurden etwa 360 Brennelemente-Typen mit verschiedenen Formen und verschiedenen Kernbrennstoffen (z.B. auch MOX = Mischoxid Elemente) aus verschiedenen Ländern untersucht. Darüber hinaus  wurde Personal aus anderen Kernkraftwerken wie z.B. Gundremmingen, Biblis und Grafenrheinfeld hier ausgebildet. Ca.  160 Ingenieure haben hier Ihre Ausbildung für leitende Funktionen in anderen Kernkraftwerken erfahren.

Nach 25 Jahren erfolgreicher und sicherer Betriebszeit wurde das VAK 1985 stillgelegt. Der Rückbau wurde dann im Oktober 2010 mit der “grünen Wiese” abgeschlossen. Die verantwortliche Behörde gab das Gelände gemäß seiner bereits bei der Gründung festgelegten VAK Laufzeit als Industriegebiet frei. Die entsprechende Nutzung ist jetzt vorhanden.  Ohne das VAK gäbe es in Deutschland keine Kernenergie.

Der Heißdampfreaktor (HDR) Großwelzheim

Mit dem Bau eines weiteren Prototyps neben dem VAK nämlich dem HDR (gefördert vom damaligen BMFT) in Großwelzheim (seit 1974 mit Dettingen zur Gemeinde Karlstein vereint) wurde das Ziel verfolgt die Dampftemperatur für die angebundene Turbine von ca. 350 °C auf ca. 500 °C anzuheben. Damit kann der Wirkungsgrad und folgerichtig die Leistung erhöht werden. Außerdem wurde damit einheitlicher Turbinen u. Generatorbau zwischen den Fossilen und den Nuklearen Kraftwerken angestrebt. Der HDR wurde in den 1960er Jahren (1965 bis 1969) errichtet, und war nur kurz in Betrieb. Nach seiner Stilllegung diente es als Plattform für international anerkannte si­cher­heitstech­nische Untersuchungen und Experimente (gefordert von EURATOM), darunter Erdbeben-Tests, Feuer im Reaktorgebäude, Bruch von Hauptkühl­mittelleitungen, also den größten anzunehmenden Unfall (GAU), und simulierte Flugzeugabstürze.

Das Energiemuseum Karlstein

Das Museum zeigt neben der Geschichte des Kraftwerkstandorts und des Braunkohletagebaus zahlreiche Exponate aus dem VAK. Im großen Technikraum werden verschiedene Stationen und Arbeitsbereiche veranschaulicht. Mitarbeiter des Museums erklären an noch vorhandenen Original-Exponaten, wie die Hauptanzeige zur Reaktorsteuerung, der VAK-Lehrtafel, Turbinenläufern von VAK und HDR (Heißdampfreaktor) sowie inaktiven Modellen der Reaktoreinbauten, die Arbeitsschritte, die seinerzeit für normalen Betrieb und auch spezielle Versuchsläufe getätigt wurden. Auch ein Gasturbinen-Simulator mit moderner Leittechnik und Hands-On Bedienoberfläche kann nach Absprache vorgeführt werden.

Das Energiemuseum ist heute im Besitz der Gemeinde Karlstein – die auch heute das Atom Symbol in ihrem Wappen trägt – regelmäßig geöffnet und bietet mit Unterstützung der Interessengemeinschaft Gruppenführungen nach Anmeldung an. Aktuell ist es einmal im Monat, jeweils an einem Sonntag von 14 bis 17 Uhr für Besucher geöffnet.

Besuchen Sie das Energiemuseum Karlstein und tauchen Sie ein in die spannende und herausfordernde Welt der Energieversorgung und Kerntechnik!

Hinweis: Interessenten können sich auch gerne der Interessengemeinschaft  „Energiemuseum Karlstein“  anschließen.

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„Von der Kohle zur Kernenergie“

Energiemuseum Karlstein am Main öffnet seinen ersten Themenbereich
Einfache Mittel, große Wirkung – technische Arbeitswelten früher/heute

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Das Karlsteiner Energiemuseum öffnete vor kurzem erstmals die Türen des Technikums für Elektrochemie (umgangssprachlich „Faberhaus“, benannt nach Dr. Peter Faber – Abteilungsleiter Chemie im Versuchs-Atom-Kraftwerk VAK). Die eigene Geschichte des ehemaligen VAK-Informations-Zentrums (Faberhaus, Kölner Straße 25, 63791 Karlstein a.Main) beziehungsweise die räumliche Nähe zum VAK bleibt somit erhalten.

Noch geht es im Energiemuseum vorrangig um die Arbeiten des VAK mit vielen interessanten Veranschaulichungen und Informationen. Nach zweijähriger Beratung und Zusammenarbeit mit der ‘Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern‘ gilt die Eröffnung auch besonders den VAK-Pensionären, die den Anstoß zur Museumsgründung forcierten. „Die Gemeinde Karlstein am Main ist besonders mit Ihrem Ortsteil Großwelzheim von der Energiegeschichte geprägt, die für die Nachkommen nicht verloren gehen darf“, so Alfred Reisert (Mitglied und Sprecher der Pensionärs Gemeinschaft VAK).

Im großen Technikraum werden verschiedene Stationen und Arbeitsbereiche veranschaulicht. Ehemalige Mitarbeiter erklären hier – teilweise an noch vorhandenen Original-Exponaten, wie Reaktor-Lehrtafel, Turbinenläufern von VAK und HDR (Heißdampfreaktor) sowie inaktiven Modellen der Reaktoreinbauten – die Arbeitsschritte, die seinerzeit für Versuchsläufe getätigt wurden.

Kommunikativ/aktiv – Geschichte, Kultur & Museumspädagogik

„Karlstein als innovativer Energiestandort und einzigartig in der deutschen Energiegeschichte möchte in Vorreiterstellung zur Themenaufbereitung übergehen. Die strukturelle Gesamtheit der Energiegeschichte soll bewahrt werden, Interesse wecken und lebendig zugänglich gemacht werden.

Das Energiemuseum hat regelmäßig geöffnet und bietet darüber hinaus Gruppenführungen – nach Anmeldung – an. Mitmachaktionen und Lehrzentrum/Vorträge & Foren sollen folgen.

Energiemuseum Karlstein
Kölner Str. 25, 63791 Karlstein a.Main
Kontakt: Alfred Reisert
06188-5836

  • nächster Öffnugnsgtermin:
    • Sonntag, 15. Juni 2025 – 14 bis 16:30 UhrRundgang in Kleingruppen durch die einzelnen Themenbereiche des ehemaligen Energie-Standort Karlstein/Großwelzheim. Vom Braunkohleabbau über das Kraftwerkswesen konfessionell wie kerntechnisch, aber auch die Solar- und Batterietechnik werden die Bereich erklärt – jeweils in Ergänzung durch entsprechende Anschauungsmaterialen.
Aktuell ist das Energiemuseum einmal im Monat (jeweils an einem Sonntag)  von 14 – 17 Uhr geöffnet. Freuen Sie sich auf einen spannenden Besuch.

Anfahrt Energiemuseum Karlstein,
Kölner Str. 25 – siehe Skizze

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16. Juli 2023 – BR:

Atomkraft ade: AKW-Entsorger Nukem im Fokus

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Hörbeitrag Atomkraft ade: AKW-Entsorger Nukem im Fokus | BR24


17. April 2023 – RND (Redaktions-Netzwerk Deutschland) / Wirtschaft:

Ein Kernkraftwerk verschwindet

RND-Beitrag ansehen (externe Verlinkung)


6. Juni 2023 – Kölner Stadt-Anzeiger:

Ein Kernkraftwerk verschwindet

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